Unfall 2019 - J 526 Christl

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Unfall bei der Schweriner Holzbootregatta am 8.September 2019
Die Kostenübernahme:

Unser Unfallgegner meldet den Schadensfall seiner Haftpflichtversicherung und Jörn Niederländer erstellt ein Angebot für die Reparatur.

Die gegnerische Versicherung meldete recht zügig den Eingang der Schadensmeldung, dann passierte erst einmal: nix.

Ich habe dann den Unfallhergang der Vericherung geschildert (Ende September) und das Reparaturkonzept von herrn Niederländer ihr zugeschickt.  Dann passierte: nix.  

Als nächstes wurde ein Sachverständiger beauftragt, der telefonischen Kontakt mit Herrn Niederländer hatte. Nun ist es inzwischen Dezember und regelmäßige Telefonate mit dem Sachverständigen und der Sachbearbeiterin der Versicherung bewirken: wieder nix.

Im Januar dann moderate Verschärfung des Tonfalls im Schreiben an die Versicherung mit erster Fristsetzung für einen Termin zur Mittelfreigabe:
Der Unfall
Nach dem Zieldurchgang stellen wir uns in den Wind, um das Fockfall durchzusetzen. Renate belegt die Feinverstellung, dann fall ich auf Backbordbug ab und wir nehmen wieder Fahrt auf.  Renate rollt die Genua weg und Larissa geht auf das Vorschiff, um das Vorstag wegzuhalten. Die Genua ist fast weg, da taucht links unter dem Groß ein Bug auf und dann knallt es auch schon.  Circa 50 cm hinter Christls Vorstag gräbt sich der Bug der anderen Jolle in das Vordeck und drückt die ersten 4 Plankengänge ein.
Larissa fliegt durch den Aufprall in hohem Bogen über Bord, besucht kurz das gegnerische Vorschiff und landet dann im Wasser. Die Boote haben sich sofort wieder voneinander gelöst, so können wir Larissa relativ problemlos mit Hilfe der Vorschot wieder an Bord nehmen.
Erst schimpft sie wie ein Rohrspatz, dann überwiegt aber doch das Adrenalin und während Larissa auf dem Schwertkasten hockt nehmen wir Kurs Richtung Hafen auf. Christls Saison ist definitiv beendet. Glücklicherweise ist das Loch über der Wasserlinie, sodass wir kein Wasser machen.
Wir fahren direkt zum Kran und bis die anderen von ihren zwei weiteren Wettfahrten zurückkommen, haben wir Christl schon auf dem Trailer.
Unser Unfallgegner hat auch abgebrochen, bei ihm hat sich durch den Aufprall die Laminierung über dem Holz im Bugbereich gelöst – irgendwo muss die Energie halt hin.
Gott sei Dank gibt es keine Diskussion über die Schuldfrage, der Rest wird den Winter eine Sache der Versicherungen und der Bootsbauer werden.
Drei Tage später bringen Renate und Larissa Christl nach Nettetal zu Jörn Niederländer, der den Schaden beheben soll.
Vier Tage vor Ablauf der Frist (wir schreiben Woche 15 nach der Schadensmeldung) kommt nach weiteren Telefonaten mit der Sacharbeiterin der Versicherung ein windelweich formuliertes Fax an Herrn Niederländer: Sinngemäß: "Fangen Sie doch schon mal mit der Arbeit an, dokumentieren sie immer schön fleißig und dann schauen wir mal, was wir davon zahlen".
Erneute Verschärfung im Tonfall, diesmal als mail:

Siehe da, mit Datum des 14.1.2020 (Woche 16 nach der Schadensmeldung): "Wir bestätigen Ihnen, dass wir Ihre Schadensersatzansprüche namens und im Auftrag unseres Versicherten, (...) , im Rahmen des hier bestehenden Haftpflichtversicherungsauftrages abwickeln werden. Einwände zum Haftungsgrund bestehen nicht."

Nun kann die Arbeit endlich beginnen.


Die Reparatur in der Bootswerft Niederländer in Nettetal:

Schon kurz nachdem wir Christl nach Nettetal gebracht haben, hat sich Herr Niederländer um passendes Holz bemüht: Okuomé oder Gabun-Holz wird zum Schutz der Urwälder in Westafrika nicht mehr gehandelt. Aber bei einem Holzhändler in Hamburg hat er noch eine passende Bohle aufgetan.

Nun wird zunächst das eingedrückte Vordeck und die Scheuerleiste nach Demontage der Beschläge und des Wellenbrechers auf ca. 3 m entfernt, hierbei wird die beschädigte Decksplanke vom Steven her entlang der Leimfuge bis zur Schäftung des Seitendecks im mittleren Deckssegment herausgetrennt. Die notwendigen Dopplungen und eine neue Schäftung zum Einbau der neuen Decksp[anke wurden vorbereitet.
Es wurden dann die beschädigten Planken im Vorderschiff in unterschiedlichen Längen bis zu 1,5 m Länge ausgesägt und Schäftungen an die alten Planken angehobelt.
Der beschädigte Spant wurde geschäftet und ausgebessert, es fanden sich zum Glück keine verdeckten Beschädigungen in Bereich der Decksunterzüge, des Balkwegers und der übrigen Spanten.
Dann konnten neue Planken eingesetzt, mit den Spanten vernietet und die Leisten ausgefräst und eingeklebt werden.

Nach der Reparatur des Decks wurde dann die Scheuerleiste ergänzt und ein neuer Wellenbrecher aufgesetzt.
Dann wurde alles gehobelt und geschliffen und geschliffen und nochmehr geschliffen.

Um die Farbabweichungen zu minimieren wurde der übrige Bootskörper abgedeckt und nur der fertig geschliffene Reparaturbereich dem Sonnenlcht ausgesetzt, damit das neue Holz - zumindest ein Stück weit - nachdunkeln konnte. Dann wurde der restliche Überwasserbereich des Rumpfes und das Deck abgeschliffen (wobei sorgfältig vermieden werden musste, den gerade nachdunkelnden Reparaturbereich zu verschmutzen - jedes Entfernen von Dreck hätte die Patina sofort wieder zerstört !) .

Anschließend wurde dann das gesamte Boot mit 2K-Bootslack 8-facher lackiert und zusätzlich eine Schicht  2K-Endlack aufgebracht
Abschließend konnten alle Rumpf- und Decksbeschläge wieder montiert werden.
Die Übergabe
Nach erfolgter Reparatur und Neulakierung können wir am 15. Juni 2020 Christl in Nettetal abholen.

Ja, man sieht, dass Backbord am Bug eine Reparatur stattgefunden hat, aber nur minimal.
Dadurch dass Christl komplett abgezogen und neu lackiert wurde, ist die leichte Abtönung, die sie bisher im Lack hatte, nicht mehr da und sie ist insgesamt etwas heller geworden. Aber alles in allem eine rundum zufrieden stellende Reparatur.

Natürlich hat alles mal wieder länger gedauert, als geplant - und wäre nicht die EURO Corona-bedingt eh ausgefallen, wäre das ziemlich knapp geworden. Aber so: Zuhause hatten wir aufgrund der Erneuerung des Vereinsstegs bis Juni sowieso keinen Liegeplatz, Regatta war auch nicht und Segeln bis Ende Mai wg. Corona sowieso nicht - also, es hat alles gepasst.

vorher
nachher
Kostenübernahme - die Zweite.
Aber nun geht die Auseinandersetzung mit der Versicherung in die 2. Runde:
Nach dem Versenden der Rechnung der Bootswerft mit der Bitte um Kostenerstattung erfolgt erstmal wieder die Standardreaktion: 2 Wochen nix.
Ein ersten Anruf ergibt, dass sich der Gutachter noch nicht gemeldet habe und der sei nun leider im Urlaub, aber nächste Woche....

Gut, 10 Tage später wieder das Konto auf Geldeingang kontrolliert - nix da - und nochmal nachgefragt: Nun kommt Dynamik in die Geschichte: Das Geld sein freigegeben, aber leider, leider, sei der Fall in eine Prüfroutine gekommen, die die Korrektheit aller Zahlungen stichprobenartig gegenkontrolliert.  Da könne man als Sachbearbeiter auch nichts bei machen, die Vorschriften iund die Maschinen und die KI und überhaupt...... Also wieder ein paar Tage gewartert und während ich mir schon die nächsten Schritte überlege, geht tatsächlich am das Geld ein. Jetzt noch das Geld an Herrn Niederländer überwiesen, dann ist nach 10 Monaten, 2 Wochen und 6 Tagen der Fall abgeschlossen.

- Christl segelt wieder,
- der Schaden ist nach allen Regeln der Kunst behoben,
- der Lack ist frisch, das Antifouling auch und kleinere Reparaturen sind auch ausgeführt.
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