Euro Tag I - J 526 Christl

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Europameisterschaft der 22 qm Binnenjollen

Balatonfüred, 20. August 2017

 
Die J-Jollen Euro findet dieses mal vom 19. – 22.  August auf dem Balaton im Balatonfredi Yacht Club statt. Von langer Hand vorbereitet,  segeln  wir mit.  Um rechtzeitig am 19. August dort zu sein, starten wir am Freitag, dem 18. August morgens um Acht in Segeberg.
Also eigentlich kommen wir erst um 8.20 Uhr los, aber das ist auch noch gut, denn zunächst ist das Universum gegen uns: Wegen der langen Fahrt haben wir den Wagen am Mittwoch in der Werkstatt zur Durchsicht gegeben und am Freitag Morgen begrüßt er uns mit defektem Abblendlicht und defekter Nummernschildbeleuchtung. Also nochmals zu Mercedes, Birnen tauschen lassen und los geht.

Wir fahren über die A24 nach Berlin, umfahren Berlin nördlich,  hier ist Baustelle, aber kein Stau. Dann geht’s weiter nach Dresden. Dort gibt’s auch keine Probleme,  erst in Prag ist es etwas voll, da wir zur rush hour da sind. Das schöne am Fahren mit Hänger ist ja, dass einem die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 120 oder 100 km/h kalt lassen, da fährt man einfach weiter wie bisher.
An der Grenze kurze Pause zum Erwerb der tchechischen Mautplakette.  
Kurz hinter Prag übernachten wir in Prúhonice.  Um 18 Uhr sind wir da, gehen Sushi essen und werfen ein Blick auf den örtlichen Schloßpark.

Erst am nächsten Morgen geht es dann weiter Richtung Brna / Brünn.  Manfred Jakob aus Hamburg ist zur gleichen Zeit gestartet, über Magdeburg gefahren, steht dort wegen eines umgekippten Lasters und hinter Prag noch einmal 90 Minuten im Stau. Er kommt gegen 2 Uhr Nachts in Balatonfüred an.
Am nächsten Morgen wird klar, warum Manfred auf der Autobahn nach Brno im Stau stand: Sie ist entweder Baustelle oder in so schlechtem Zustand, dass man wünscht, sie möge baldmöglichst Baustelle werden. Wir sind froh, als wir die Slowakei erreichen, die nächste Plakette kaufen und an den bunt bemalten Plattenbauten von Bratislava vorbei weiter nach Ungarn fahren. Hier gleiches Vorgehen: Eintrittskarte kaufen und dann weiter. Bald  ist die Autobahn zu Ende und über die Landstraße geht’s bis Balatonfüred.

Letztlich sind wir am ersten Tag 10 h und am Zweiten 6 h gefahren. Das Hörbuch ist zu Ende und wir wissen, wer der Mörder ist.
ein oder zwei Segelsachen
Blick vom Balkon auf Balaton und Partymeile
Christl am Kran
Natascha, Larissa und ich am Denkmal des Balatonseglers, der "Balatoni Legenda"
Blick an der Mole von Balatonfüred entlang auf die J-Jollen und den Balaton
Beim Antüddeln der Gastlandsflagge
Wir kommen am Samstag, den 19. an, Sonntag ist die Feier zum 150jährigem Bestehen des Balatonfüredi Yacht Clubs und außerdem ungarischer Nationalfeiertag. Als wir beim BYC ankommen, ist das Gelände rappelvoll mit Booten und Autos und die angegrenzende Promenade ebenso (also, hier eher Menschen und Autos). Wir können aufriggen, kranen und Christl an einen freien Liegeplatz an der Mole der Promenade verholen. Glücklich ergattern wir einen richtigen Parkplatz für das Auto, den wir auch bis Mittwoch nicht wieder aufgeben.
 
Unser Appartment liegt im Nebenhaus mit Blick auf den See (super) und leider über einer Coktailbar, die bis 4 Uhr morgens offen hat und laut Musik abspielt (nicht so super).
 
 Am Abend erreicht dann die Regenfront, die bereits in der Nacht in Prag über uns hinweg gezogen war und unter der wir dann am Tag wieder hindurch gefahren sind, den Balaton. Inzwischen durch die heiße Luft ordentlich aufgeheizt gibt es ordentlich Gewitter mit Böen bis 40 Knoten.
Blick auf die Jollen:
J35 Bri, J 488 Monika, J 372 Feuervogel, J 258 Volker, J 526 Christl und J 146 Bongo.  (J 287 Fram liegt gegenüber beim BYC und J OE12 PanII an Land)
Blick aus dem Hafen auf die Halbinsel Tihany mit gleichnahmiger Klosterkirche
J 146 Bongo, J OE12 Pan II und J 287 Fram vor dem BYC
Am nächsten Morgen ist um 9.00 Uhr Steuermannsbesprechung,  es weht noch mit 4 Bft aus Nord.  Da die Prognose aber für den nächsten Tag eher zunehmende Winde prognostiziert, wird die lange Wettfahrt rund um die Hhalbinsel Tihany herum angesetzt.

Der Kurs beginnt mit einer kurzen Startkreuz Richtung Ufer, dann um eine Boje auf Vorwindkurs bis zur Spitze der Insel und auf der Westseite von Tihany wieder als Kreuz zur Wendetonne. Dann das Ganze wieder zurück, Ziel ist auf Höhe des Starts.
Susanne und Andreas Poell bei der Vorbereitung ihres Bootes J 146 Bongo, dem ältesten Teilnehmer der Veranstalltung
Die Besatzung der J 488 Monika macht sich fertig zum Auslaufen
Die J 35 Bri läuft aus
Wir sind zu um 11.00 Uhr draußen und mit uns die andere sieben angereisten J-Jollen: J 146 „Bongo“ und OE12 „Pan II“ vom Attersee, J 278 „Volker“ und J 488 „Monika“ vom Bodensee, J 372 „Feuervogel“ aus dem Allgäu, J35 „Bri“ vom Ossiacher See, J287 „Fram“ aus Hamburg von der Elbe und eben wir.
Christl vor Tihany - man sieht den Bildern nicht an wie viel Power in der Luft lag.
Blick  - schon im Rennen - unter dem Spinacker hindurch auf die Spitze der Halbinsel Tihany, um die wir herum gesegelt sind.
Mit der Fram vor Tihany (SA)
Der Start klappt ganz ordentlich, wir gehne im Mitttelfeld über die Linie,  dann geht es um die Boje auf Vorwind Richtung Tihany-Spitze. Der Wind ist ordentlich , läßt sich aber beherrschen. Vor allem ist er schön konstant und dreht in den Böen nur wenig.
Nach der Wende ziehen wir das Schwert halb hoch, Das Setzen des Spi klappt gut. Wir holen auf „Volker“ auf und können „Monika“ auf Distanz halten. Zwischendurch löst sich ein Ende vom Spibaum und wird von Larissa getaped – hält bis zum Ende.
Die schwere „Feurvogel“ segelt hinterher. Vorne bilden „Fram“ und „Pan II“ die Spitze. Alle halten auf die Spitze  von Tihany zu und suchen die dort liegende Tonne. Diese liegt aber ein gutes Stück weiter östlich, soodaß die beiden vorderen halsen müssen um sie zu erreichen. Wir hinteren könne einfach etwas anluven und so die Tonne anliegen. „Volker“ hat damit früher angefangen und kann uns so backbord wieder überholen. Vor der Tonne wied der Spi geborgen und dann Halbwind an Tihany entlang gesegelt. „Monika“ hat's an der Tonne gerissen, leider bricht ihr Baum bei der Kenterung, sodass sie zunächst ausgepumpt und dann nach Hause geschleppt wird. Damit ist die Veranstaltung bereits hier für sie leider zu Ende.

Nach Querung von Tihany geht's dan auf die Kreuz Richtung Nord. Alles läuft gut, aber plötzlich fehlt der Druck im Groß: Die Piekfall-verstellung ist durch du Klemme gerauscht und lose. Bis wir das behoben haben ist, hat „Volker“ einen ordentlichen Vorsprung heraus gesegelt.  Plötzlich sehen wir, wie die führende „Pan“ unter Land geht, später erfahren wir das einn Want gebrochen ist, es wird durch das Vorstag ersetzt und weiter geht es.
Wir kreuzen auf, nehmen ordentlich Spritzwasser über, aber alles hält sich im Rahmen. Dann dreht plötzlich die „Bongo“ Richtung Ufer ab und legt sich ins Schilf, hier ist ein  Backstag gebrochen, kann aber repariert werden.  Wir anderen segeln weiter voran, wir gehen als letzte um die Tonne. Der Wind hat in Böen 5 Bft, Christl reagiert mit reichlich Ruderdruck.  Wir kommen auf Steuerbord bug dicht unter Land, mache da eine Q-Wende auf  Backbordbug, müssen daher vor der Spitze von Tihany eine zweite Q-Wende machen um auf den Halbwindkurs zu kommen.
Christl vor dem Kloster Tihany
Im Vorwindduell mit J 488 "Monika" (SL)
Ausreiten ist wichtig!
Von der kurzen steilen Welle ist der Wellenbrecher leicht überfordert.
Wie heißt es doch bei Santiano: "(...) Wasser, Wasser,  Wasser überall und das Schiff droht zu versinken (..)"
Unterwegs versuchen Renate und Larissa das Wasser auf dem Vorwindkurs wieder raus zu pumpen. Das geht recht ordentlich, aber nur bis die Pumpe versagt, danach ist das auch keine Option mehr.  Als wir die südwestliche Spitze von Tihany erreichen passieren wir die „Bri“, die dort nach Kenterung im Wasser liegt. Alle sind wohlauf, zwei Begleitboote dabei, also weiter. Also wieder rum um Tihany. Hier steht jetzt eine unangenehm kurze, steile Welle aus Nordwest, gegen die wir an müssen. Jetzt ist es mit Spritzwasser nicht mehr getan, immer wieder tauchen wir mit dem Bug beim Abfahren der ersten Welle in die nächste und nehmen Eimerweise Wasser über. Bald steht es 15 cm über den Bodenbrettern. Renate und Larissa pützen, was das Zeug hält, aber kommen nichtvgegenan und Christl segelt sich immer mehr wie ein halbvoller Eimer.
An der nächsten Tonne (die, die auf dem Hinweg alle gesucht haben, drehe ich ab und steuere das Boot in den Schutzhafen von Tihanyi Vitorlás Iskola. Hier wird das Boot leergepützt und wir binden das zweite Reff ein. Wieder bleibt ein Begleitboot bei uns. Im Hafen liegt auch die inzwischen gelenzte und aufgerichtete Monika.
Volker und Bongo vor uns gehen nur dicht unter Land, reffen und sind schon wieder unterwegs, als wir wieder aus dem Hafen rauskommen. Wir versuchen aufzukreuzen, Backbordbug ist okay, aber auf Steuerbordbug steigen die Wellen wieder genau so ein, wie zuvor. Beide Mädels pützen was das Zeug hält, aber kommen nicht gegenan. Das Reff macht es nicht besser, wir kommen nur langsamer voran. Nach 3 Kreuzschlägen geben wir auf, signalisieren dem Begleitboot, dass wir geschleppt werden möchten und legen den restlichen Weg im Schlepp zuurück.
Und während wir so nach Hause schippern, taucht um Tihany harum auch der „feuervogel“ wieder auf: Mit Hilfe seines um einen Plankengang höheren Freibords meistert er die Wellen und kreuzt langsam, aber sicher dem Ziel entgegen. Mit fast 2h längerer Segelzeit als der Führende kommt er durchs Ziel.
Volker, Bri und Fram auf der Kreuz zur Wendetonne hinter Tihany. Für Bri wird auf dem Rückweg das Rennen ca. auf dieser Höhe zu Ende gehen. (SA)
Pützen und Reffen im Schutzhafen
Monika im Pech (SA)
Die Poells beim Flicken des gebrochenen Backstags (SL)
 
Bilanz des Segeltages:
"Fram" : Erster Platz, Lümmelbeschlag gebrochen (wasaber erst am nächsten Tag auffällt)
"Pan II": Zweiter Platz, Want gebrochen
"Bongo": Dritter Platz, Backstag gebrochen.
"Volker": Heil ins Ziel gekommen, verpasst die Zieldurchfahrt, wird auf allgemeinen Beschluß hin trotzdem als vierter gewertet.
"Feuervogel": Mit fast 2 h Rückstand auf den Führenden im Ziel, aber heil im Ziel. Fünfter Platz.
"Christl": Aufgegeben wegen unbeherrschbaren Wassermengen
"Bri": Gekentert, heim geschleppt, kann aber am nächsten Tag wieder starten.  
"Monika": Gekentert,  leider dabei den Baum zerbrochen, kann nicht weiter mitsegeln.
 
Aber die Betreuung war super, alle hatten immer ein persönliches Begleitboot,  auch wenn wir sprachlich nicht immer klar kommunizieren konnten, man war durchgängig um uns besorgt.
 
Nachdem alle zurück im Hafen des BYC sind werden die Sachen getrocknet – was dank des warmen Wetters zügig vonstatten geht – und ab 18 Uhr sind wir dann alle zur 150-Jahr-Feier des BYC auf dem Clubgelände eingeladen. Es gibt viele Reden, Grüße vom Seglerhaus am Wannsee, einen Diavortrag über die Geschichte des BYC  - wenn man Ungarisch spräche verstände man sogar was – und ein leckeres Büffett.
 
Und dann laufen die Boote, die in Balatonfführed ihren Liegeplatz haben, aus Baltonfüred aus und legen sich in den See, während wir uns einen Platz am Ufer suchen, um von dort aus das Feuerwerk zum Jahrestag der ungarischen Unabhängigkeit zu genießen.
Vom Molenkopf aus werden 20 Minuten Lang Rakete um Rakete in den Himmel geschossen - ein nicht enden wollende Anreihung von Lichtspielen wird über dem Ufer von Balatonfüred gezündet.

Und während auf der Promenade und in und vor den Restaurants um uns herum das Leben tobt und die Ungarn ihre Nationalfeiertagsparty begehen, fallen wir ins Bett und können trotz kakophonischer Musikbeschallung bald einschlafen..
Photos von Renate Rybakowski, Natascha Rybakowski, Szabó Leonárd (SL) und Szántó Áron (SA), beide Balatonfüredi Yacht Club.

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