Tag V, 4.8. - J 526 Christl

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Atterseewoche vom 31. Juli 2018 bis zum 5. August 2018

Lange Wettfahrt: Samstag, 4.8.2018
Morgens um 6 Uhr aufstehen. Im Urlaub.  Freiwillig. Und dann auch noch die ganze Familie. Das muss schon etwas Besonderes sein.
 
Das Besondere ist die Lange Wettfahrt rund um den Attersee und die startet halt um 7.00 Uhr.  Obwohl: Was soll an einer Wettfahrt rund um See schon Besonders sein – Zuhause geht’s immer rund um den See (braucht aber nur eine oder - bei ganz wenig Wind - zwei Stunden).
 
Somit laufen wir bereits um 6.40 Uhr (da klingelt unter der Woche sonst erst mein Wecker!)  aus. Diesmal segeln wir nicht zu dritt, sondern haben beide Töchter mit an Bord. Die ganze Familie läuft auf Christl aus. Wobei Auslaufen etwas mit Bewegung, also mit Dynamik zu tun hat – und dynamisch ist das Wetter so gar nicht. Die Flaggen an ihren Masten zeigen alle klar in eine Richtung: steil nach unten. Also paddeln wir bis vor die Startlinie.
Christl ist das 10 Boot von Rechts (Photo vom UYC Attersee)
64 der gemeldeten 75 Yachten und Boote sammeln sich so kurz vor 7 Uhr auf der Startlinie. Alle richten sich Richtung Süden aus und dann geht es los – das große gemeinsame Treiben – gemeinsam treiben wir mit 0,6 – 0,8 Knoten Richtung Süden. Von knapp vor der Seemitte bis unter Land verteilen sich die Boote und wir mitten drin. Die erste Stunde geht es eigentlich hauptsächlich darum nicht zwischen die großen Yachten zu kommen und auch nicht in deren Windschatten zu verhungern.
 
Ruhe im Boot ist erste Seglerpflicht – jede Bewegung kostet Fahrt. Wir haben minimalen Winddruck – der Ausdruck Wind wäre unangemessen – von West, viele Zunzeln ihre Genacker raus, nur um sie bald wieder wegzupacken – da steht nix.
 
Langsam zieht sich das Feld auseinander – um 8.15 Uhr stehen wir Querab Altenberg – Haben in gut 1 ¼  Stunden fast 1 ½ Kilometer Luftlinie geschafft. Langsam gleiten wir immer näher an das Westufer heran – unter der Idee, dass mit der inzwischen aufgegangenen Sonne sich auch eine lokale Thermik am Ufer aufbauen könnte. So richtig kann ich das nicht nachvollziehen – wir werden jedenfalls nicht schneller (und zur Theorie: Die Sonne erwärmt das Land , die Luft steigt dort auf und ziht die kalte Luft vom See nach , Bei Westwind verringert dieser Effekt am Westufer den Westwind da er nach Osten zeigt – un das Ostufer liegt im Schaftten und erwärmt sich noch nicht).
 
Trotzdem schaffen es einige erfahrene lokale J-Jollensegler sich abzusetzen – Meter für Meter bringen Sie zwischen sich und das Hauptfeld.
 
Wir machen einfach weiter und um Halb 10 haben wir Nussdorf passiert: 3 ½ km in 2 ½ Stunden oder1,4 km/h – wahnsinnige Geschwindigkeit…. Ein Spaziergänger wäre inzwischen doppelt so weit.
 
Um uns herum immer die gleichen Kontrahenten – ein Rudel O-Jollen, einige moderne Yachten (’tschuldigung, aber die kann ich leider nicht auseinander halten). Trotzdem ist es lustig mit anzusehen, wie die Kielyachten (zumindest 2 von Ihnen) im Bestreben unter Land zu segeln auflaufen und dann sich mühen wieder freizukommen (die eine durch Aussteigen und Schieben – regelkonform; die andere durch kurze Motoranwendung – nicht ganz so regelkonform).
 
In der Bucht vor Reith erwischt uns dann ein Windloch, wir kommen eine Weile nicht recht voran, was uns merklich nach hinten verschiebt im Feld, außerdem wird es heißer und heißer an Bord – die Mädchen schlafen links du rechts vom Schwertkasten, Renate hält sich mit Photographieren bei Laune und ich versuche mit Blick auf die Logge die Segelstellung an die jeweilig herrschenden Verhältnisse anzupassen – mit durchaus wechselnden Erfolg.
 
Aber nach der Reith dreht der Wind eher auf Nordost und wir können den Spinnacker rausholen – 3,5 bis 4 Knoten Fahrt sind der Lohn, das erste mal an diesem Tag, dass wir wirklich segeln.
 
Das geht so bis um 12 Uhr – Bei Buchenort macht der See und mit Ihm das Westufer eine Biegung nach Westen und mit ihm dreht der Nordost zunehemend auf Ost. DA wir aber an das Südufer nach Burgau müssen kann der Spi nicht länger helfen und wir machen uns wieder auf den Weg nach Süden.
 
Was wir wissen: Die Tonne soll irgendwo unter Burgau liegen. Was wir nicht wissen: wo genau.
 
Was wir weiter wissen: Von den verteilt auf dem See schwimmenden Booten sind einige bei der langen Wettfahrt dabei und entweder auf dem Weg zur Tonne oder schon wieder weg –
 
Was wird aber wieder nicht wissen ist, welche wirklich dazugehören und welche nicht– und die Boote in Rufweite sind genauso auf Spekulationen angewiesen wie wir – eine echte Reise ins Ungewisse eben…
 
Irgendwann lässt sich dann die Tonne doch identifizieren, wir bekommen sogar etwas Wind in die Segel und könne sie problemlos runden. Um exakt 13.06 Uhr haben wir es geschafft – nach 6 Stunden geht es jetzt wieder gen Norden.
 
Es gibt jetzt Windstriche in Seemitte, die wir ausnutzen können. Wir kommen wieder mit 2-3 Knoten voran.
 
Auf dem Weg zur Tonne sind wir auf Sylvie Schneider auf ihrem Zugvogel Ger 690 aufgelaufen, sie wird uns nun den Weg hoch nach Weyregg begleiten. Mal liegt sie mit ihrer Vorschoterin Tatjana Thon vor uns, mal haben wir die Nase vorn. Jetzt macht das Segeln richtig Spaß, an einem stetigen Nord-Ost-Wind entlang segeln wir in langen Schlägen den Attersee wieder hoch.
 
Um 3.15 Uhr waren wir wieder auf Höhe Attersee, d.h. für die Strecke, die wir hin 6 h gebraucht hatten, haben wir zurück nur 2 h benötigt. Aber noch ist das Rennen nicht zu Ende, denn für die letzten 3,5 km bis zur Wendemarke vor Schörfling brauen wir noch einmal eine gute Stunde. Erst um 16.25 Uhr können wir sie endlich runden, nachdem der Wind bereits wieder Flautenlöcher zu bieten hat.
Und auch Natascha hat ihren Spaß, auch als auf dem Rückweg mehr Wind aufkommt.
Wir ziehen für den finalen Schlag von Schörfling bis Attersee wieder den Spi, aber er steht nur sehr mäßig. Erst nach nochmaliger Halse können wir auf einem Vorwindkurs bis vor den Verein runtersegeln. Um 5.30 Ur queren wir die Ziellinie, gewertet werden wir aber – wie alle – schlag Fünf, da stehen wir noch 2,5 km vor dem Verein.
 
Aber das ist uns reichlich egal, wir sind nur froh aus der Sonne zu kommen, Renate hat Migräne und eine Sonnenstich, ich hab mir unter dem Polohemd eine Sonnenbrand geholt und die Mädels sind auch fertig. Larissa und Renate legen sich nur noch ins Bett, mit Natascha geh ich noch einmal Schwimmen dann machen wir Pause bis zur abendlichen Preisvergabe.
 
Nach YS sind wir 51. von 62 gewerteten Booten geworden. Die Wertung Austrian Classisc 2018 beenden wir als 23.
Die lange Wettfahrt gewinnt die J-Jolle J-497 von Hubert Bauer, dann haben sich eine Sonderklasse, die 15m2 Rennjolle m9 von Arthur Vaslathy und eine moderne Kielyacht von Typ Jocker dazwischengeschoben, bevor die J-Jollen der Familie Poell die Plätze 4 und 5 belegen (die Söhne auf Oe12- Pan II vor den Eltern auf OE 146 Bongo). Weitere J-Jollen folgen auf Platz 9 (J 287 - Fram von Manfred Jacob),  Platz 11 ( J 500 - Zwiderwurz von Oliver Betz) und Platz 14 (J-167 – Moewe mit Alexander Hartig).
 
J 445, J 372, J370, J16, J491 treten gar nicht mehr an.
 
Zufrieden und ausgepowert fallen wir ins Bett – der Rest des Urlaubs wird nicht mehr gesegelt.
(Luftbild: Union Yacht Club Attersee, alle anderen Photos von Renate Rybakowski)

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